(30.01.2016) Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) lud zur ersten Flüchtlingskonferenz nach Darmstadt ein. Etwa 70 Moscheevorstände, Multiplikatoren und Flüchtlingshelfer aus den ZMD-Gemeinden wurden von dem Vorsitzenden Aiman A. Mazyek herzlich begrüßt. Unter Anderem gab es einleitende Worte von Frau Katrin Klüber, Leiterin Stabsstelle Beauftragter für das Ehrenamt, Herrn Christel Fleischmann dem ersten Beigeordneten des Landkreises Darmstadt Dieburg und Frau Halima Gutale der Flüchtlingsbeauftragten der Stadt Pfungstadt. Mazyek lobte in seiner Ansprache zum einen die Bundesrepublik dafür, dass nun endlich auch die muslimische Gemeinde als Integrationslotsen bei der Flüchtlingsarbeit wahrgenommen wird und dazu erste Förderungen laufen. Andererseits kritisierte der ZMD-Vorsitzende die in dem Asylpacket II Verordnung zur Erschwernis des Familiennachwuchses und nicht ausrechenden Sicherheitsmaßnahmen insbesondere für Kinder und Mütter in den Flüchtlingsunterkünften. Im weiteren Verlauf wurde die bisherige Flüchtlingsarbeit des Zentralrates durch Ihlam El Morabiti, ZMD-Projektleitung „Islamische Wohlfahrt“ vorgestellt. Neben ehrenamtlichen Tätigkeiten in Form von Integrationslotsen (Alltagsbegleitung, Übersetzungen, Behördengänge etc.) bietet der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) e.V. auch Professionalisierungsmöglichkeiten in Form von Schulungen und Informationenveranstaltungen für Gemeinden und Multiplikatoren an. Auch die Errichtung eines Trauma Zentrum mit einer Unterkunft für UMF (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) ist in Planung. Zudem wurde er Flüchtlings-Guide des ZMD vorgestellt, der bald in großer Auflage an die Flüchtlinge und Integrationslotsen ausgegeben wird. Geleitet wurde die Flüchtlingskonferenz durch den ZMD Flüchtlingsbeauftragten Dr. Erko Ernes Kalac, der selbst einst Flüchtling war und seine Biographie kurz vorstellte und zusammen mit Ihlam El Morabiti den Kongress moderierte. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag im Nachmittagsbereich in der Finanzierung und Professionalisierung der Flüchtlingsarbeit in den muslimischen Gemeinden. Bedauerlicherweise sind die Gemeinden bisher an ihre räumlichen, zeitlichen und fachlichen Grenzen gestoßen. In diesem Zusammenhang wurden ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Finanzierung und Professionalisierung (wie z.B. Patenschaftsprogramm, Bundesfreiwilligendienst, kommunale Finanzierungsmöglichkeiten) aufgezeigt. Die Beteiligten hatten so die Möglichkeit ihre bisherigen Herausforderungen kundzugeben und unter Anderem gemeinsam mit Hamza Wördemann als Experten aus der islamischen Wohlfahrt die Flüchtlingsarbeit zu professionalisieren. „Integration durch Sport“ ist eine weitere Devise des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD) e.V. und durch eine Aufführung einer besonderen Form der Kampfkunst von einem syrischen Flüchtling namens Wael Schaib, hatten die Gäste eine bildliche Vorstellung darüber. Auch die menschenunwürdige Situation in den Flüchtlingsunterkünften wäre für die Zukunft zu verbessern. Rechtanwältin Nahla Osman weilte der Konferenz bei und stand den Beteiligten mit Rat und Tat zu Seite. Sie fokussierte die juristische Sachlage der Flüchtlingsarbeit und ihre Grenzen. Für die Zukunft einigte man sich auf weitere Schulungs- und Qualifizierungsangebote, um den Flüchtlingsstrom als gesamtgesellschaftliche Erprobungsphase langfristig betrachtet meistern zu können. Zum Schluss wurde das neue Kompetenzzentrum Flüchtlingsarbeit beim ZMD vorgestellt, bei dem weitgehende Fragen zu den Förderprogrammen und -möglichkeiten gestellt werden können.